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Schweiz & ihre DNA-Testversuche

Nov. 10, 2021

Minderheiten einmal mehr unter Generalverdacht

27.9.21, Leserbrief an die BZ
Zum Artikel "DNA-Spuren: Blick ins Polizeilabor der Zukunft", Ausgabe vom 22. September.
Das rechtsmedizinische Institut der Universität Bern stellt im Zusammenhang mit der Revision des DNA-Profil-Gesetzes im Bundesparlament sein neues Analysegerät für die Ermittlung von phänotypischen DNA-Spuren vor. Diese sogenannten «erweiterten DNA-Analysen» sollen äussere Merkmale und biogeografische Herkunft analysieren. Und bergen grosse Probleme hinsichtlich systematischer Diskriminierung und Stigmatisierung von Minoritätengruppen. Berichtet wird über das Testen der Software, die dann gekauft und eingesetzt werden soll. Begleitet wird dieser Bericht von einer Grafik mit der Überschrift, das werden «Ermittler künftig auf ihrem Bildschirm sehen» und einem Beispiel, das zeigt, wie die Uni Bern ihr Fallbeispiel getestet hat, re¬spektive inwieweit Tatort-Spuren dann europäischer, afrikanischer, asiatischer, afroamerikanischer Herkunft zugeordnet werden können… Aber halt! Afroamerikanisch?! In Bern? Zu «afroamerikanisch» in den USA lässt sich sagen, 77,6 Prozent haben auch europäische Vorfahren. Aber warum diese Kategorien? Das bleibt unkommentiert. So zeigt dieses Beispiel vor allem deutlich das grosse Problem von gespeicherten Referenzpunkten, die eben gerade Minderheiten überproportional in den Datensätzen präsentieren (hier afrikanisch und afroamerikanisch … ?!), dass die Kategorien zudem rassifizierend und ethnisierend sind, eine solche Software lediglich gröbste statistische Wahrscheinlichkeitsaussagen machen kann. Man kann sich also nicht des Eindrucks erwehren, dass hier mit solchen Methoden primär dem diskriminierenden, rechtlich bedenklichen Racial Profiling Vorschub geleistet wird und dass Minderheiten einmal mehr unter Generalverdacht gestellt werden. Das darf nicht sein.
Dr. Brigitta Gerber, Ethnologin und Historikerin, Basel
von Brigitta Gerber 08 März, 2024
Sehr begrüssenswert!! Und lange darauf gewartet.
von Brigitta Gerber 01 März, 2024
Abstimmen ist wichtig!
von Brigitta Gerber 23 Jan., 2024
Sehr lesenswert!
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